Cream T Guitars, eine neue britische Invasion

 EINE NEUE BRITISCHE INVASION

Die Gitarren von Cream T beweisen, dass Europa mithalten kann, wenn es um innovatives Gitarrendesign geht, das sich dennoch vertraut anfühlt. Zeit für eine nähere Bekanntschaft.

 

Europa kann mithalten

Auf unserer ständigen Suche nach “einer neuen Gitarre” richten wir unser Augenmerk zunehmend auf Europa. Denn auf unserem eigenen Kontinent gibt es in Sachen Gitarre viel zu entdecken. Nichts gegen Gitarren aus den USA, aber die Zeiten, in denen die “richtigen Sachen” nur aus Amerika kamen, sind vorbei. Außerdem liegt Europa in der Nähe, das spart Transportkosten und Energie. Auf Cream T sind wir gestoßen, als wir nach Tonabnehmern für unser eigenes Modell Kauffmann Cozy gesucht haben. Und dann stellte sich heraus, dass sie auch Gitarren bauen.

 

Cream T Gitarren und Tonabnehmer

Cream T ist ein Tonabnehmer- und Gitarrenbauer aus Großbritannien. Der Club gehört Tim Lobley, der in Großbritannien den Gitarrenladen Sound Affects betreibt, und dem Skandinavier Thomas Nilsen. Thomas Nilsen entwirft Gitarren-Tonabnehmer für ernsthafte Gitarristen/-innen und hat einen Kundenstamm, zu dem viele große Namen gehören. Bei seinen Entwürfen verwendet er eine Methode, die er “Oracle Pickup Scanner” nennt. Dabei entdeckt er die Besonderheiten der Tonabnehmer von alten Bursts wie dem Pearly Gates von Billy Gibbons oder dem Beast von Bernie Marsden.

 

Billy Gibbons

Bei einem dieser Design-Aufträge freundete er sich mit Billy Gibbons an, der einige Ideen für eine neue Gitarre hatte. Zusammen mit Thomas entwarf Billy Gibbons die erste Cream T-Gitarre, die Aurora. Die Gitarren werden in der Werkstatt von PJD Guitars in Großbritannien gebaut. Und das spiegelt sich in dem einfachen, aber sehr gut ausgeführten Baustil wider.

 

Die Aurora

Auf den ersten Blick ist die Aurora eine von der Les Paul inspirierte Gitarre. Und wenn man etwas genauer hinsieht, sieht man, dass der Korpus eigentlich eine Kreuzung zwischen einer LP und einer Tele ist. Die Unterseite des Korpus hat die eher eckigen Konturen einer Tele. Optisch ist das etwas gewöhnungsbedürftig, es sieht ein bisschen seltsam aus. Denn Optik ist für uns Gitarristen/-innen ja auch wichtig. Aber nach 15 Minuten wird es tatsächlich cool und die anderen Dinge im Design stechen hervor. Zum Beispiel die makellose, unaufdringliche Verarbeitung. Was auch sofort ins Auge sticht, ist der Lederkoffer, der mit der Gitarre geliefert wird. Er enthält zwei zusätzliche Tonabnehmer. Und das ist ein besonderer Clou: Die Gitarre kommt mit austauschbaren Tonabnehmern. Das kann man natürlich erwarten, wenn man einen Tonabnehmerbauer eine Gitarre entwerfen lässt.

Das Pickup-Swapping-System ist von den Schweizer Relish-Gitarren entlehnt. Und ist wirklich Click & Play. Die Tonabnehmer werden auf der Rückseite des Korpus eingeklickt. Und man kann die Tonabnehmer mit einem Drehknopf auf der Rückseite des Tonabnehmers in der Höhe verstellen. Auf diese Weise kannst du deinen Tonabnehmer in 10 Sekunden austauschen, ohne Werkzeug, ohne Saiten zu entfernen und ohne zu löten. Genial. Fast alle Cream T Pickups können mit dem Swapping-System bestellt werden. So wird deine Gitarre zu einer Plattform für eine sehr große Tonpalette.

Die Aurora gibt es in verschiedenen Versionen. Die Standard Version ist die einfachste und eine echte ‘working men’ Gitarre. Der Mahagonikorpus ohne Binding in einem matten Open-Pore-Finish verleiht der Gitarre ein robustes Aussehen. Besonders in der schwarzen Version Noche Black. Der Hals ist ebenfalls offenporig lackiert und hat Dot-Inlays auf dem Griffbrett. Nur kein Schnickschnack, überhaupt nicht! Der Überschwang dieser Gitarre liegt in der Verarbeitungsqualität und dem ausgeklügelten Tonabnehmersystem.

Wenn du französisch willst, geht das auch. Dann schau dir die Aurora Custom an, die mit einer Ahorndecke, Top Binding und trapezförmigen Einlagen im Hals ausgestattet ist. Die Ahorndecke hat ein traditionelles Sunburst- oder, wie Cream T es nennt, ein Whiskerbucker-Finish. Die Custom wird außerdem mit einem robusten Hiscox-Koffer geliefert.

 

Wie fühlt sie sich an und wie klingt sie?

Die Aurora hat einen Hals im Stil der LP ’59, ist aber etwas dünner und schmaler, eben ein schönes volles C. Die dünn gespritzte matte Nitrolackierung des Halses passt perfekt ins Bild. Ebenso wie das Palisandergriffbrett mit abgerundeter Kante. Der Hals fühlt sich daher sehr natürlich und eingespielt an. Wie bei dieser Gitarre nicht anders zu erwarten, hat die Aurora eine Mensurlänge von 24,75′ oder 63 cm. Und dann erwartet man natürlich auch einen 12″ Radius, aber den hat sie nicht. Der Radius beträgt 10″, und um ehrlich zu sein, haben wir das nicht bemerkt, bis wir es gemessen haben. Denn die Gitarre hat eine niedrige Saitenlage und eine sehr schöne Bespielbarkeit.

Die Gitarren wiegen alle um die 3,5 kg, und das ist ein angenehmes Gewicht für diesen Gitarrentyp. Das liegt auch an den etwas größeren Tonabnehmerkammern, die das Pickup-Swapping-System ermöglichen. Und Luft wiegt einfach weniger als Holz.

Es gibt einen Drei-Wege-Schalter, da wo man ihn bei dieser Gitarre erwarten würde, und zwar auf der oberen Schulter. Die Gitarre hat zwei Lautstärkeregler, die beide auch als Spulensplit dienen, mit dem man jeden Humbucker in einen Singlecoil umwandeln kann. Und es gibt einen Tonknopf für beide Elemente. So weit ist alles in Ordnung mit unserer Aurora.

Einfach einstecken. Und dann hörst du die Magie. Die Aurora ist standardmäßig mit Cream T Whiskerbuckers Humbuckern ausgestattet. Dies sind die ersten Elemente, die Cream T mit ihrer Oracle Scanning Methode hergestellt hat. Die Elemente, die sie sich für den Whiskerbucker genauer angesehen haben, sind die PAFs von Billy Gibbons Pearly Gates Les Paul. Nun ist Cream T nicht der erste, der diese Elemente nachbildet, aber sie machen es sehr gut. Alles, was man von einem PAF erwartet, ist hier zu finden. Punch und Biss in der Stegposition und ein warmer, transparenter Ton in der Halsposition. Außerdem kann man die Elemente splitten, so dass man auch sehr brauchbare Singlecoil-Töne zur Verfügung hat. Es sind nicht die leisesten Tonabnehmer, die wir je gehört haben, aber sie klingen alle natürlich, vor allem, wenn man den Verstärker für ein paar klassische Rocksounds etwas aufdreht. Das ist gut!

Der mitgelieferte alternative Tonabnehmersatz ist ebenfalls willkommen. Ein Duchess P90 für die Halsposition und ein Banger & Mash Humbucker für die Stegposition. Das Wechseln der Elemente ist wirklich ein Kinderspiel. Klick und fertig. Der Duchess P90 ist im Vergleich zum Banger & Mash zu laut, aber mit einer Drehung des Einstellknopfes sind die Pickups im Gleichgewicht und wir haben eine völlig andere Gitarre. Während die Whiskerbuckers eine klare Les Paul-Orientierung haben, ist dieses Set mehr an der Tele orientiert. Besonders wenn man Banger & Mash splittet, bekommt man einen durchdringenden Tele-Biss von der Gitarre. Mix and Match ist natürlich auch möglich, indem man den Whiskerbucker mit dem Banger & Mash kombiniert. Wirklich viele Optionen für großartige Sounds. Wie du vielleicht schon gehört hast, sind wir ein ziemlicher Fan von Cream T Pickups und wir verwenden sie weitgehend in unseren eigenen Kauffmann Cozy Modellen.

 

Was kann das kosten?

Das hängt natürlich von der Ausführung ab. Das am besten ausgestattete Modell, die Aurora Custom 2, kostet mit zwei zusätzlichen Elementen € 3595,-. Dafür bekommst du aber auch was geboten. Eine erstklassig gebaute Originalgitarre, die wie eine Uhr klingt und eine breite Palette an Sounds mitbringt. Wenn du es etwas ruhiger angehen lassen willst, ist die Standard vielleicht eher dein Ding. Ohne die zusätzlichen Tonabnehmer sind wir für 2395 € im Geschäft. Das ist zwar immer noch viel Geld, aber wenn man bedenkt, dass man auf einem Qualitätsinstrument spielt, das in Europa gebaut wurde und mit den ohrenschmeichelnden Whiskerbuckers-Tonabnehmern ausgestattet ist, dann kann man von einem attraktiven Angebot sprechen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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